Mit traditioneller chinesischer Medizin wird die Heilkunde bezeichnet, die sich im asiatischen Raum entwickelt hat. Ihre Anfänge gehen gesichert bis in die Epoche um 2000 vor Christus zurück, erste Überlieferungen sogar noch weiter. Sie entwickelte sich aus dem Daoismus, dieser chinesischen Weltanschauung, Philosophie und Religion (stark vereinfacht). Die großen Philosophen des Daoismus, wie Laotse oder Konfuzius, waren demnach die Mitbegründer dieser, über 4 Jahrtausende entwickelten, gewachsenen, überlieferten und bis heute praktizierten Heilkunde.
Chinesisch: 中醫 / 中医 zhōngyī ist richtigerweise mit chinesische Medizin zu übersetzen, der voranstehende Begriff traditionell ist in China weder üblich noch gebräuchlich. Dennoch möchte ich ab hier die im Westen übliche Abkürzung "TCM" einführen.
Will sich ein Europäer der TCM nähern, so kommt er nicht umhin, sich auch mit der chinesischen Geschichte, der Philosophie und dem Wesen der Asiaten im allgemeinen und dem der Chinesen im speziellen zu beschäftigen.
Da Asien im Altertum zum Westen hin völlig abgeschottet war, entwickelte sich die TCM völlig eigenständig. Selbst innerhalb der TCM gibt es unterschiedliche Heilsysteme, die überliefert wurden und bis heute praktiziert werden. Die TCM ist eine in sich geschlossene Heilkunde. Sie hat eigene diagnostische Verfahren und eigene Therapieformen und stützt sich auf fünf Säulen:
Arzneitherapie - Kräuterheilkunde
Akupunktur und Moxibustion
Massagetechniken wie Tuina und Gua Sha
Bewegungstherapien wie Qi-Gong und Tai-Qi
und die Ernährungslehre, die chinesische Diätetik
Frühe TCM-Gelehrte und Ärzte waren hervorragende Beobachter. Ihnen blieb auch wenig anderes üblich, denn Anatomie, wie sie der westlichen Medizin zugrunde liegt, konnten die alten Chinesen nicht betreiben. Leichen zu Studienzwecken zu sezieren, verboten Religion und Tradition. So mussten sie scharf beobachten und ihre Schlüsse daraus ziehen.
Auch in der TCM kennen wir ein Herz, eine Lunge oder eine Milz, nur haben sie hier völlig andere Funktionen als in der Schulmedizin.
Nehmen wir zum Beispiel die Milz.
In der westlichen Medizin ist die Milz ein sogenanntes lymphatisches Organ, das wichtige Aufgaben für die Immunabwehr hat und überalterte rote Blutkörperchen abbaut. Etwa ab dem sechsten Lebensjahr, ist die Milz kein lebenswichtiges Organ mehr.
In der TCM hat die Milz völlig andere Funktionen und Aufgaben.
Unter anderem kontrolliert sie das Blut und hält die Flüssigkeit in den Gefässen, hält die Organe an ihrem Platz und transformiert und transportiert Nahrungs-Energie.
Hier fällt schon der Begriff Energie. Überhaupt sieht die TCM den Körper in einem ständigen Wandel. Wir lesen von Yin und Yang und der Lebensenergie Qi. Fließt die Energie harmonisch im Körper, ist der Mensch im Gleichgewicht, er ist gesund. Ist der Energiefluß gestört, sind auch Harmonie und Gleichgewicht gestört, der Körper reagiert mit Beschwerden, er wird krank.
Die Energie (das Qi) im Körper fließt in bestimmten Bahnen, den sogenannten Leitbahnen oder auch Meridianen. Auf ihnen liegen an genau definierten Stellen die Akupunkturpunkte. Gibt es eine Blockade auf einem Meridian, gerät der Qi-Fluß dort ins stocken und der Körper reagiert - meist mit Schmerzen. Dieses Stocken, in der TCM als Stagnation oder Stase bezeichnet, bremst die Bewegung des Qi oder bringt sie ganz zum Stillstand. Mit Akupunkturnadeln kann man nun, etwa wie bei einer Modelleisenbahn, auf der man mit Weichen den Weg eines Zuges im Schienennetz steuern kann, das Qi wieder bewegen, den Energiefluss wieder herstellen und die Stagnation zerstreuen. Der Körper kann wieder ins Gleichgewicht zurück kehren.
Auch hier muss ich anmerken, dass auch die TCM (zum größten Teil jedenfalls*) in Deutschland zu den Therapieformen gehört, deren Wirksamkeit schulmedizinisch/wissenschaftlich nicht nachgewiesen und somit schulmedizinisch/wissenschaftlich nicht anerkannt ist.
Ein paar Gedanken zu diesem Thema finden Sie hier.
*Warum zum größten Teil werden Sie sich Fragen.
Nun, die Wirksamkeit der Akupunktur zur Schmerzbehandlung gilt mittlerweile als nachgewiesen und ist (allerdings nur für die Schmerzbehandlung) Kassenleistung.
Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO hat eine sogenannte Positivliste veröffentlicht, die eine ganze Anzahl von Leiden aufzählt, für die eine Behandlung mit Akupunktur indiziert ist.
Diese Liste finden Sie hier.